Die Reise hat etwas holprig begonnen. Ich hatte, um nicht zu viele Gepäckstücke zu haben, alles in den Fahrradkarton verstaut – Gewicht 35 kg. Das war aber, laut der Beförderungsbedingungen von Emirates 4 kg zu viel. Also ab zur Packstation, alle kleinen Teile in die Fahrradtaschen umpacken und Karton so wie Taschen in Folie einwickeln.Dass dieses Umpacken auch sein Gutes haben würde, habe ich erst in Guangzhou gemerkt. Nach fas 18 Stunden Flug und Zwischenstopp in Dubai, stand ich nach erstaunlich einfacher Einreisekontrolle nun am Gepäckband und war erfreut als schon nach kurzer Zeit meine Fahrradtaschen auftauchten. Leider war es das dann auch schon!Am Ausgabeschalter für Sperrgepäck tat sich auch nach einer Stunde nichts. Am Lost & Found Schalter versicherte man mir, das Fahrrad sei angekommen, ich solle bitte warten. Als man mir dann einen Stuhl hinstellte, ahnte ich, dass es länger dauern würde.Dem war auch so! Mitternacht war vorbei als man begann ein Formular auszufüllen, und mir mitteilte man würde mich im Hotel anrufen, wenn der Fahrradkarton gefunden wird.Im Nachhinein war ich der Dame am Hamburger Flughafen für die Umpackaktion richtig dankbar, hatte ich jetzt wenigstens den größten Teil meiner Sachen in den Fahrradtaschen. Sonst hätte ich mir morgens nicht einmal die Zähne putzen können – von frischen Sachen zum Anziehen ganz zu Schweigen.Irgendwann gegen zwei Uhr war ich endlich im Hotel und konnte wenigstens noch einige Stunden von meinem Fahrradkarton träumen.
Sample Text
Heute Morgen haben wir beim unterhaltsamen Frühstück (am Nachbartisch stand schon die zweite Flasche Schnaps) unsere Handys China tauglich gemacht, da das Internet hier etwas anders funktioniert als bei uns.Als erstes habe ich dann von Emirates eine Nachricht erhalten, dass mein Fahrrad noch in Dubai ist und mit der heutigen Maschine nach Guangzhou kommt. Es soll mir dann in das Hotel gebracht werden. Ich hoffe, dass auch stimmt, sonst müssen wir unsere Pläne noch einmal ändern. Eigentlich wollten wir heute Morgen mit dem Bus nach Guilin fahren und mit der Radtour starten. Wenn nicht, muss ich mir hier ein Fahrrad kaufen . Auf jeden Fall fahren wir morgen Abend mit dem Nachtbus nach Guilin. Komme was wolle!Guangzhou ist eigentlich eine Stadt, die man nicht unbedingt gesehen haben muss. Es ist eines der wichtigsten Handels- und Handelszentren Chinas. Die Zahl der Sehenswürdigkeiten und schönen Orte ist aber überschaubar. Vormittags haben wir uns die Altstadt angesehen und sind danach an den Paerl River gegangen. Dort gibt es eine Insel, auf der die Engländer große Villen errichtet haben und die laut Reiseführer eine Touristenattraktion sein sollen. Viel gesehen haben wir nicht, da überall gebaut wurde und der Monsun wieder mal vergessen hatte, dass seine Zeit um ist. Der Himmel wurde grauschwarz und es fing an zu schütten – ein Ende war nicht abzusehen. Die einzige Möglichkeit einigermaßen trocken in das Hotel zu kommen war ein Taxi, was wir dann auch genommen haben.Thomas und Elke sind nachmittags noch zum Busbahnhof geradelt, um zu klären, ob wir unsere drei Fahrräder im Bus mitnehmen können. Es geht, nur müssen wir schon drei Stunden vorher da sein. Es wird eine lange Nacht. Der Bus benötigt für die rund 600 km fast 12 Stunden.Am Abend waren wir, von einer Bekannten von Thomas zum Essen eingeladen. Es gab dort für diese Gegend den typischen Rindfleisch-Suppentopf. In der Mitte des Tisches ist eine Kochplatte, auf der ein großer Topf mit kochendem Wasser steht. Das fein geschnittene Rindfleisch und verschiedene Sorten Gemüse und Nudeln gibt man nach und nach in den Topf. Dazu gibt es verschiedene Soßen, die man selbst zusammenmixen kann.Der Flug und die doch recht kurze letzte Nacht zogen uns doch schon bald in Richtung Hotel. Ich hoffe trotzdem, dass ich heute Nacht geweckt werde, wenn mein Fahrrad angekommen ist.
Obwohl man mich heute Nacht nicht angerufen hatte, um mir zu sagen „ihr Fahrrad ist da“ ging frühmorgens recht pessimistisch in die Hotellobby, um nachzusehen. Und da stand er, mein Fahrradkarton. Leicht zerknittert aber sonst OK. Alles was ich eingepackt hatte war drin und unbeschädigt. Damit mir die Frühstücks-Reissuppe besser schmeckt, habe das Fahrrad gleich zusammengebaut und erfolgreich eine kleine Testrunde gedreht. Die Welt war wieder in Ordnung.Vormittags sind wir dann zum Busbahnhof geradelt, haben dort die Tickets gekauft und uns noch einmal versichern lassen, dass die Räder auch wirklich im Bus mitgenommen werden.Auf dem Rückweg haben wir noch drei Tempel besichtigt die recht ordentlich und gepflegt aussahen aber keine besondere Besonderheit hatten. Tempel wie es sie zu tausenden in China gibt.Am späten Nachmittag sind wir etwas früher als geplant zum Busbahnhof gefahren, um sicher zu sein, dass wir Morgen wirklich in Guilin ankommen. Als wir den Bus sahen waren wir doch etwas erstaunt. Das in die Jahre gekommene Fahrzeug war wohl mehr Packesel als Personenbeförderung. Im Laderaum stapelten sich Kartons mit zehntausenden Wachteleiern und in offen Kisten waren hunderte von Küken untergebracht. Nicht genug – in den Passagierraum des Busses wurde massenweise große, schwere Säcke mit Kleidungsstücken geladen.Als dann auch unsere Räder im Laderaum verstaut waren, hatte ich Zweifel ob es wirklich noch genug freie Sitzplätze für die ca. 15 Passagiere geben würden. Es gab aber gar keine Sitze, sondern Etagenbetten. Links, rechts und in der Mitte waren über die ganze Länge des Busses ca. 80 cm breite und 180 cm lange Kojen angeordnet, von denen die Hälfte für die Passagiere noch frei waren. Über die Decken und Kissen, die dort lagen, möchte ich nicht weiter berichten. Jedenfalls konnten wir die Decken gut gebrauchen, denn die Klimaanlage war auf „frosten“ gestellt.An richtig schlafen war natürlich nicht zu denken, denn alle Stunde ist jemand ein- oder ausgestiegen. Zwischendurch wurde telefoniert, Musik gespielt oder es gab Geräusche von irgendwelchen Spielen. Und das Ganze natürlich ohne Kopfhörer.Eigentlich hatten wir die Information, dass wir um sechs Uhr morgens in Guilin ankommen würden.Es war zwei Uhr als eine laute Stimme „Guilin – Guilin“ durch Gang drang und wir hektisch aus den Betten sprangen. Und jetzt standen wir da mit unseren Sachen am dunklen Busbahnhof und mussten erst einmal herausfinden ob wo wir der Stadt waren und wo es ein Hotel für den Rest der Nacht gab.Aber alles wurde gut! Der Busbahnhof lag sehr zentral und ein ordentliches Hotel für 10 € die Nacht hatten wir auch schnell gefunden.
Auch am Morgen fanden wir unsere nächtliche Hotelwahl noch gut. Die Lage war zentral, so dass wir die Sehenswürdigkeiten mit dem Rad gut erreichen konnten, denn immerhin hat Guilin über 1 Million Einwohner und ist entsprechend groß.Nach einer Frühstücksreissuppe, die man wie immer, individuell würzen kann (scharf, sauer oder nur klein gehacktes Gemüse) war unser erstes Ziel der Elefantenberg der wie ein Elefant aussieht, dessen Rüssel aus dem Fluss Wasser schöpft. Allerdings braucht man dazu ziemlich viel Fantasie.In Sichtweite befinden sich zwei ca. 10-stöckige Pagoden über deren Alter wir aber nicht herausfinden konnten. Nach 180 Treppenstufen, auf der obersten Plattform angekommen, hatte man eine schöne Sicht auf die Karstberge. Außerdem konnten wir auch sehen, dass sich in der anderen Pagode ein Fahrstuhl befand.Wirklich beeindruckend war die Schilfrohrflötenhöhle. Diese U-förmige Höhle ist mit einer großen Zahl von Stalaktiten, Stalagmiten und Felsformationen in seltsamen und wunderbaren Formen gefüllt und hat eine fußballfeldgroße domartige Halle. Die unvermeidlich bunte Beleuchtung war sehr dezent gesetzt. Angeblich zählt die Höhle schon seit mehr als 1200 Jahre zu den Attraktionen von Guilin(?).Heute ist die ganze Gegend um Guilin bis hin zu den Reisterrassen ein Hotspot für Touristen. Sie liegt in der Guangxi Provinz ca. 500 Kilometer nördlich von Hong Kong. Im diesem Großraum – Hongkong, Shenzhen, Guangzhou – leben ca. 250 Mio. Menschen. Mit dem Expresszug ist man in zwei bis drei Stunden hier.
Wir sind um halb acht losgeradelt und haben an einer der Ausfallstraßen in einem kleinen Lokal gefrühstückt. Es gab es gedünstete Teigtaschen (Dim Sum, Dumplings). Man bekommt die kleinen Körbe auf den Tisch, holt sich Soßen und gehacktes Gemüse dazu und futtert solange man kann oder möchte. Preis für 5 Körbchen 2 EUR.Dann ging es ab in die Berge. Beim Frühstück hatte Thomas sich noch einmal die Route angesehen und dann vorgeschlagen eine Nebenstrecke zu nehmen, mit der wir einige Bergstrecken umgehen könnten. War aber er nichts!!Zugegeben die Landschaft durch die Berge und engen Schluchten waren beeindrucken, aber noch mehr waren es die Steigungen, von denen etliche 10 und mehr Prozent hatten. Der Zustand der Straßen war sehr unterschiedlich, sie waren aber gut befahrbar. Nach ca. 70 km kamen wir dann doch auf die Strecke, die wir umfahren wollten und es ging immer noch bergauf. Ca. 3 Kilometer vor dem Scheitelpunkt war für Elke und mich Schluss. Wir stoppten einen Kleintransporter, der uns bis zum Scheitelpunkt mitnahm.Bei der Abfahrt hellte sich unsere Stimmung dann wieder etwas auf. Gegen 15 Uhr hatten wir unser Tagesziel Hepingxiang erreicht. Das Hotel lag zwar an der Hauptstraße, doch hatte Elke und ich Zimmer nach hinten und Thomas hatte Ohropax.Der erste Radfahrtag war ziemlich heftig und ein kleiner Vorgeschmack was vielleicht noch kommt.
In Anbetracht der gestrigen Anstrengung, wollte uns Thomas heute Morgen mit der Nachricht aufmuntern – heute sind es nur 27 km und dann kam aber 700 Höhenmeter. Es sollte aber, so Thomas mit wenigen Ausnahmen immer nur mit ca. 3% aufwärts gehen. Die wenigen Ausnahmen waren doch ganz schön heftig. Es war keine Spazierfahrt, aber nicht so anstrengend wie gestern, zumal es nicht ganz so heiß war, da wir früh losgeradelt sind.Unser Ziel die Longji Reisterrassen hatten wir gegen Mittag erreicht. Ich schrieb ja gestern, dass die Gegend bei Touristen sehr beliebt ist. Wie bei uns auch ist das auch hier ein Saisongeschäft. Entsprechend reihte sich auf der ganzen Strecke ein Restaurant und Hotel an das Nächste, die aber alle noch leer standen. Der Rummel geht erst nächsten Monat los – schön für uns, denn dann wäre es auf der Straße eng geworden.Am Eingang zu den Reisterrassen wurden wir gleich von einer jungen Chinesin in Empfang genommen die uns zu einer Herberge führte. Ein altes Bauernhaus mitten in den Reisterrassen, in das man mit recht einfachen Mitteln Zimmer eingebaut hatte. Um dort hin zukommen ging es noch einmal einen steilen Hang hoch, wo nur noch Fahrrad schieben half – die Hände immer an der Bremse damit man nicht nach hinten rutscht.Die Reisterrassen wurden zu Beginn der Qing-Dynastie (1644-1911) fertiggestellt und liegen auf einer Höhe zwischen 300 und 1100 Metern mit einem maximalen Gefälle von 50 Grad verstreut, wodurch eine enorme landschaftliche Fläche von etwa 66 Quadratkilometern geschaffen wurde.In der Gegend gibt es mehrere alte Minderheitendörfer für Yao, Zhuang und Dong. Besonders die Yao-Gruppe, die hier lebt. Ein Brauch der Yao ist, dass alle Frauen ein langes Haar behalten sollten; Das längste Haar kann bis zu 1,9 Meter erreichen (Dorf der Langhaarfrauen).Bei der Größe des Gebietes gibt es mehrere Anfahrtspunkte. Unser „Hotel“ liegt am Fuße des goldene Buddha Gipfel (Jinfo Ding 金佛顶). Zwar gibt es eine Seilbahn dorthin, doch hatten wir noch die Energie die gefühlt zehntausend Treppen noch oben zu steigen. Wir konnten das beindruckende Panorama noch richtig genießen. Ich hoffe, dass ich noch in Erfahrung bringen kann, was die wenigen hier lebenden Menschen früher mit diesen großen Mengen Reis angefangen haben. Mit dem Ochsenkarren bis in die nächst größere Stad war das sicher eine mehrwöchige Reise.
Ich vergas zu berichten, dass wir zwei Nächte in diesem urigen Bauernhaushotel (für die Zimmertüren gab es keine Schlüssel) übernachten. Da ich die letzte Nacht einen kratzigen Hals und eine raue Stimme bekam, sind Thomas und Elke allein in die Reisterrassen gestiegen. Die Auswahl war ja groß genug.Wir haben uns gegen Mittag in einem nicht so weit entfernten Dorf getroffen das heute Ausgangspunkt für einen Crosslauf war. Wohl schon um Mitternacht sind die ersten 100 km Läufer gestartet. Es gab dann auch noch 60 und 30 km Strecken. Insgesamt müssen es mehrere hundert Läufer gewesen sein. Viele der Läufer hatten richtige Sportdress an, viele hatten aber lange Hosen und Jacken mit langen Ärmeln an – damit ja keine Sonne an die Haut kommt. Und das bei über 30°.Wir wissen nicht, wie viele auf der Strecke geblieben sind. Extrem anstrengend war es sicher. Wir sind ja auch gestern diesen Weg hochgegangen, die Stufen hatten es in sich.Anders als die Sportler, die letzten waren nach 20 Stunden noch nicht im Ziel, haben wir den Rest des Tages relaxt und den Tag bei einem vom Gastwirt selbstgebrauten Schnaps ausklingen lassen.
Die ganze Strecke die wir vorgestern, bei recht hohen Temperaturen aufwärts gestrampelt sind ging es heute wieder bergab. Es ging recht heftig nach unten. Elke und ich waren über uns selbst erstaunt, dass wir diese Steigungen in vier Stunden geschafft haben – runter brauchten wir nur eine Stunde.Es war aber trotzdem gut, dass wir um sieben Uhr losgeradelt sind, denn bis zu den „Hot Springs“ waren es 70 Kilometer. Es ging zwar dann nur noch aufwärts, aber nur selten mehr als 4%.Der Weg dorthin führt durch eine schmale Schlucht, in der oft nur Platz für den Fluss und eine Straße war. Wenn es mal breiter wurde, gab es kleine Dörfer aber auch eine größere Stadt die sich über mehrere Kilometer hinzog.Bei den „heißen Quellen“ angekommen hatten wir erst beim dritten Versuch glück mit dem Hotel. Irgendwie scheint gerade keine Saison zu sein und wegen dreier Radfahrer schließen nicht alle ihre Zimmer auf.Die „heißen Quellen“ sind touristisch voll erschlossen, von Hotels eingezingelt und wenn man dort, so wie wir, nicht wohnt, muss man 100 Yuan (1,20 EUR) Eintritt bezahlen. Es lohnt sich aber, besonders wenn man sich im 45° Becken abbrühen lassen möchte.Das Abendessen war gute regionale Küche, das besondere war der Koch.