Am Flughafen Chennai war richtig was los. Die meisten waren Einheimische, die von ihren Einkaufstrips aus den China oder den Emiraten zurückkamen. Entsprechend groß war der Andrang an der Passkontrolle. Während die Inder selbst recht zügig durch die Kontrollen kamen dauerte die Überprüfung der Pässe und Visa, bei den Ausländern mal länger, mal sehr lange. Nach fast zwei Stunden hatten wir dann alle unser Gepäck und wurden nach weiteren mehrfachen Gepäckkontrollen, von Frank und Josey in Empfang genommen. Gegen 11 Uhr waren wir dann alle im dem zentral gelegenen Hotel im Stadtteil Santhome angekommen. Da es nicht weit vom Strand entfernt haben wir noch Vormittags eine kleine Besichtigungstour gestartet. Erster Anlaufpunkt war die St George’s Cathedral. Der Apostel Thomas (später auch Thomas der Zweifler) kam im Jahr 52 nach Indien und verbrachte hier angeblich den Rest seines Lebens. Die Basilica wurde im 16. Jahrhundert von römisch-katholischen Portugiesen gebaut, später von den Briten abgerissen und neu aufgebaut. Angeblich befinden sich die Gebeine des Heiligen Thomas in einer Krypta unter dem weißen neugotischen Bau. Kleinere Versionen der Kirche finden sich in der ganzen Stadt. Gleich dahinter befindet sich ein Brachgelände, auf den sich bis vor wenigen Monaten ein Slum befand in dem Fischerleute von Chennai und ihre Familien hausten. Man hat die Hütten abgerissen und wird dort große Wohnblöcke errichten wie es sie einige hundert Meter weiter schon gibt. Vor Sonnenuntergang sind wir mit dem Bus bis zur Mitte der ca. 13 km langen Marina Beach gefahren und haben uns unter die Einheimischen gemischt. Die etwa 400 Meter breite Sandbank erstreckt sich entlang der Küste, die für die Einheimischen zu den beliebtesten Attraktionen der Stadt gehört. Vor allem am Abend und an den Wochenenden bevölkern viele Familien und Paare den Strand, ein idealer Ort, um Menschen sehen und gesehen zu werden. Die ganze Strandpromenade eignet sich für ausgedehnte Spaziergänge, sowie Sport und Fitness. Für uns etwas fremd anmutend sind die zahlreichen Statuen und tempelartigen Anlagen in denen wichtige Persönlichkeiten der jüngeren indischen Geschichte verehrt werden. Gegen halb neun waren wir wieder im Hotel und haben den Tag einfach so ausklingen lassen, da die meisten von uns noch müder von der Anreise waren.
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Da wir entgegen der ursprünglichen Planung mit dem Bus nach Mahaballipuraum gefahren sind, konnten wir einigermaßen ausschlafen, um 8 Uhr in Ruhe Frühstücken. Nach ca. einer Stunde Busfahrt im Hotel angekommen, haben wir die Räder übernommen und mit Unterstützung von Josey und seinen Leuten die mitgebrachten Sättel, Lenkertaschen, und Pedale angebracht. Nach einer etwas längeren Mittagspause sind wir am späten Nachmittags mit den Rädern eine erste Erkundungstour gestartet und haben uns dabei eine der reichlich vorhandenen Sehenswürdigkeiten dieser kleinen Stadt angesehen die etwa 16.000 Einwohner hat. Denn in Mamallapuram befindet sich einer der wichtigsten archäologischen Fundorte Südindiens mit zahlreichen Baudenkmälern aus der Pallava-Zeit (7. bis 9. Jahrhundert). Der Tempelbezirk von Mamallapuram gehört seit 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Deswegen und dank seiner Sandstrände gehört Mamallapuram auch zu den wichtigsten touristischen Attraktionen Tamil Nadus. Nachdem bei den meisten von uns das Mittagessen ausgefallen ist, sind wir am Abend in eine Seafood Restaurant und haben dort gutes Fisch-Masala gegessen. Reis und der Fisch in Currysoße wurde in zwei großen Schüsseln serviert. Einige Biere dazu (Touristenzentrum) rundeten das Abendessen und den Tag ab.
Nach einem etwas späterem Frühstück sind wir zu dem, direkt am Strand gelegenen Küstentempel von Mahabalipuram geradelt. Der aus dem 8. Jahrhundert stammende Komplex wurde unter der Pallava König Narasimhavarman II. erbaut und soll einst aus sieben Tempel bestanden haben. Heute sind nur noch zwei Tempel erhalten, einer ist der Gottheit Shiva und der andere Lord Vishnu geweiht. Aus der Form der Tempel haben sich alle späteren Tempel des Bundesstaates Tamil Nadu entwickelt und wurde sogar in ganz Südostasien nachgeahmt. Von dort aus konnten wir auch eine große Zahl Menschen am Strand sehen, die dort rituale Waschungen ausführten. Einen Teil der Pilger zog später in einer Prozession durch die Hauptstraße. Nachmittags haben sich die meisten von uns, die Hauptsehenswürdigkeit von Mahabalipuram die Tempelgruppe 5 Rathas angesehen. Die Gruppe aus fünf Monolithentempel, die Mitte des 7. Jahrhunderts entstanden, wurden aus dem Granit herausgeschlagen. Sie erwecken aufgrund der engen Bauweise den Eindruck, als ob die verschiedenen Tempelstile miteinander verglichen werden sollten. Da die Innenräume der Tempel kaum ausgebaut sind, wird vermutet, dass die Gläubigen dort nie zu den Göttern gebetet haben. Das große Felsenrelief Arjunas Penance, das übersetzt Arjunas Buße bedeutet. Es zeigt den Mythos von der Herabkunft der Ganga auf die Erde. Diesem Ereignis wohnen nicht nur Götter bei, sondern auch die Menschen und Tiere. Die gleichrangig dargestellten Lebewesen zeigen auf beeindruckende Weise die hinduistische Weltsicht. Das Felsenrelief gehört mit einer Höhe von ca. neun Metern und einer Länge von etwa 27 Metern zu den größten Reliefs der Welt und geht auf das 7. Jahrhundert zurück. Nach so viel Kultur sind wir Nachmittag mit den Rädern noch eine Runde durch die Umliegenden Dörfer geradelt. Es war nicht nur das Hallo der Kinder das uns dort überall begrüßte, es kamen ganze Familien aus ihren Häusern und bestaunten uns, während wir die teilweise noch vorhandenen alten schilfgedeckten Hütten fotografierten. Wir haben den Tag bei einem guten Abendessen gegen 21 Uhr ausklingen lassen.
Das Frühstück war das gleiche wie gestern, nur eine Stunde früher. Wer wollte konnte die indische Frühstücks-Variante wählen, es gab aber auch Toast, Butter und Marmelade. Wichtig war der recht ordentliche Kaffee.Etwas nach 8 Uhr sind dann in Richtung Pondicherry, eine ehemalige französische Enklave losgeradelt. Wie Frank uns schon vorher gesagt hat, war die Strecke kein Highlight.Dass wir diesen Weg nehmen mussten, lag daran, dass es die einzige Verbindung war, die man an einem Tag zurücklegen konnte. Da es dazwischen auch keine brauchbaren Übernachtungsmöglichkeiten gab, haben wir uns in die Kolonne der recht zahlreichen, unentwegt hupenden Fahrzeuge eingereiht, sind aber dank Rückenwind recht zügig vorangekommen. Alle 15 km gab es eine kurze Trinkpause und gegen Mittag in einem Lokal am Straßenrand ein Fladenbrot mit drei verschiedenen Currys und dazu einen Chai. Ein Völlegefühl kam dabei nicht auf, aber das war gut so, wir hatten in der Mittagshitze noch 40 km vor uns.Zwischendurch sind wir noch einmal zu einer Saline abgebogen, wo aber nur wenige Männer mit der Salzernte beschäftigt waren.Einen kurzen Stopp legten wir noch bei einer kleinen Weberei ein. An zwei alten, aber schon automatisierte Webstühle wurde unter ohrenbetäubenden Lärm einfache Stoffe hergestellt.Nachdem wir auch die letzten 15 km Stadtverkehr hinter uns gebracht hatten, waren wir zwar nicht ausgepowert (keiner wollte in das Begleitfahrzeug umsteigen) aber doch recht froh am Ziel zu sein.Nach dem gemeinsamen Abendessen waren einige noch unternehmungslustig und drehten noch eine Runde durch das Viertel. Vier andere Mitradler und ich waren eher dafür die Hotelbetten auszuprobieren.
Ich war heute schon um halb sieben unterwegs, um zu sehen wie aktiv die die Bewohner von Pondicherry um diese Uhrzeit schon sind. Tatsächlich war auf der Strandpromenade schon richtig was los. Sehr viele Männer jeden Alters und nur wenige Frauen zogen in unterschiedlichsten Geschwindigkeiten ihre Bahnen. Anders war es in den angrenzenden Geschäftsstraßen. Dort war es noch angenehm ruhig und kaum Verkehr und auch die kleinen Imbissstände hatten noch alle geschlossen. Ich musste daher eine Weile suchen bis ich gegen halb acht den ersten fand, der schon mit der Produktion der ersten Puri (Handteller große Brote) begonnen hatte. Es hat sich gelohnt zu warten, die Puri und dazu der würzige Brei aus Kartoffeln und Linsen (choley) war gut gewürzt und schön scharf. Gegen neun Uhr wollten einige von uns in eine andere Welt eintauchen und in das ca. 14 km entfernet Auroville geradelt. Die Idee zu Auroville – einer „universellen“ Stadt basiert auf der Gesellschaftstheorie von Sri Aurobindo und wurde von Mira Alfassa, in die Praxis umgesetzt. Gemeinsam mit der indischen Regierung wurde das Konzept einer universellen Stadt auch den Vereinten Nationen präsentiert. 1966 beschloss die UNESCO eine Resolution, in der die Anerkennung und die Unterstützung des Projektes erklärt wird. Die soziale Zusammensetzung Aurovilles, dass für 50.000 Bewohner geplant war, umfasst aber nur 2700 Aurovillianer. Zum Teil langjährige Mitglieder der Stadtgemeinschaft aus der ersten Generation, ihren Kindern und Enkeln, Neubewohner und Gäste, Freiwillige und Studenten (in Saison-Zeiten rund 2000) sowie einheimische Angestellte (5000–6000), die nicht in Auroville leben. Als Besucher hatten wir keine Möglichkeit zu sehen was sich hinter Auroville wirklich verbirgt. Man hat nur die Möglichkeit in einem Informationspavillon Filme und Schautafeln zu bewundern und kann aus einiger Entfernung den Tempel Matrimandir „bewundern“. Ein Urteil über Auroville traue ich mir nicht zu, doch scheint es eher eine Gesellschaftsutopie zu sein, denn Wirklichkeit und Anspruch liegen hier weit auseinander. Weil ich mir gestern, auf der 96 km Strecke einen kräftigen Sonnenbrand auf den Armen und Handrücken zugezogen habe, wollte ich mir ein leichtes Hemd mit langen Ärmeln besorgen. Die kleineren Läden hatten zwar solche, doch leider nicht in meiner Größe. Ich war zuversichtlich ein solches zu bekommen, als ich nachlängeren Fußmarsch auf ein richtig großes Kaufhaus traf. Dort gab es aber nur Hemden aus festerem Material – man glaubt es kaum, es war die Winterkollektion! Trotzdem hat sich der Besuch gelohnt. In der ersten Etage waren auf ca. 2000 qm, Saris in allen Farben die und Mustern. Der Eindruck ist nur schwer auf Bildern wiederzugeben – ich versuche es trotzdem. Der Abend verlief wie die anderen bisher auch – gutes Essen, ein Bier und gegen 22 Uhr war der Tag zu Ende.
Heute haben wir auf das Frühstück im Hotel verzichtet und sind erst einmal losgefahren und nach ca. 20 km in einem Restaurant an der Straße halt gemacht, wo es ein gutes Vegetarisches Frühstück gab. Danach ging es etliche Kilometer entlang der Hauptstraße mit dem erwarteten Verkehr. Mangels Sehenswürdigkeiten haben wir erst einmal in die Pedalte getreten. Unser einziger Halt war ein kleiner Betrieb, in der Kokosfasern zu Seilen verarbeitet wurden. Als Frank dann gegen 11 Uhr das Handzeichen zum Abbiegen gab waren wir froh den Lärm der Hauptstraße entkommen zu sein. Wir sind an der Küste entlanggefahren und obwohl sich hier ein Dorf an das andere reiht, waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Hatte es morgens, wir sind gegen sieben Uhr losgeradelt, noch angenehme 21° wurde es gegen Mittag zusehends heißer, zumal sich auch die letzten Schleierwolken auflösten. Trotz Hitze und gutem Frühstück, haben wir gegen 1 Uhr noch einmal an einer einfachen, größeren Garküche gestoppt um zu probieren was die „Küche“ hergibt. Es hat sich gelohnt. Danach sind wir auf dem Weg zu unserem Hotel noch einmal abgebogen, um uns den Mangrovenwald näher anzusehen. Allerdings wäre das nur mit einer 40-minütigen Bootsfahrt verbunden gewesen. Es war zu heiß – wir haben verzichtet. Ich hatte mir ja schon am ersten Radeltag auf den Armen und Handrücken einen Sonnenbrand eingefangen, den ich mit einer hier gekauften Biovera Sonnenkreme zu bekämpfen versuchte. Leider zu spät! Um meinen Sonnenbrand nicht zu verschlimmern, bin ich den Rat meiner Mitradler gefolgt und die letzten 12 km im Begleitfahrzeug mitgefahren. Am Abend haben wir dann den Sri Nataraja Tempel besucht. Im Vergleich zu anderen Tempeln, konnten wir auch den Innenbereich betreten, wo aber Kameras strikt verboten waren. Beschallt wurde der ganze Tempel von einer Musikergruppe deren Sänger wohl Texte aus den Weden vortrug (?).
Zum Abendessen sind wir der Empfehlung von Frank gefolgt und haben in einem Vegetarischen Lokal gegessen.Im Gegensatz zu den bisherigen Orten, waren wir wohl die einzigen Touristen, die sich etwas länger in Chidambaram aufhalten. Die meisten kommen morgens mit dem Bus und fahren nach einer Stunde weiter.