Nach einen recht guten Flug bin ich müde und etwas verspätet in Kochi angekommen. Meine Reisetasche war diesmal, nicht nur gefühlt, sondern wirklich das Letzte Gepäckstück, das auf dem Laufband lag. Dafür wurde ich gleich von zwei Herren freundlich in Empfang genommen die mich dann in einer Zweistündigen Fahrt in das Hotel “Eighth Bastion” gebracht haben. Mein Erster Eindruck vom Verkehr – asiatisch, chaotisch aber mit mehr Temperament als in Südostasien. Entsprechend laut und eng geht es auf den Straßen zu. Das Hotel ist Luxusklasse und entsprechend wird man hier auch umsorgt und zwar so gut, dass ich mein Vorhaben etwas Schlaf nach zu hohlen nach der dritten Nachfrage “ob alles OK sei” aufgegeben habe.Am Abend ging es dann noch einmal quer durch Kochi zum Reiseveranstalter. Er hatte uns zum Essen in seine Wohnung eingeladen. Das Essen in den vielen kleinen Schälchen war ausgezeichnet, aber mit Rücksicht auf uns nicht besonders scharf :-(. Bei dieser Gelegenheit lernte ich dann auch die anderen beiden unserer Minigruppe kennen. Zwei Ladys aus GB – Charlotte und Patricia . Total müde kam ich dann gegen Mitternacht ins Bett.
Aufgewacht um halb Zehn schaffte ich es gerade noch in den Frühstücksraum und hoffte dort erkunden zu können, was man so in Indien um diese Zeit ist. War leider nichts! Die kulinarischen Hinterlassenschaften der Briten wirken, zumindest in den teureren Hotels immer noch nach. Ich habe mich mit Toast und Marmelade begnügt.Vormittags hatte ich Zeit, am nahen Strand von Kochin (Arabischen Meeres) zu beobachten, was Inder so am Wochenende unternehmen.Gegen Mittag haben wir mit unsern Guide Anup erstmals versucht meinen Sattel und die Pedale auf das für mich bereitgestellte Fahrrad zu montieren. Das ging dann auch rasch, bei der Lenkertasche und den Gepäckträger haben wir nach einer Stunde abgebrochen. Die inzwischen auf drei Mann angewachsene Truppe wollte es in der Werkstadt fertig machen.Das für den Nachmittag geplante Kulturprogramm für zwei Stunden war überschaubar, da ein Museum geschlossen hatte. Wir kamen also schon sehr früh zum geplanten Kathakali Theaterbesuch. Die Künstler begannen sich gerade erst zu schminken, was anfangs ziemlich langweilig auf uns wirkte. Wir waren uns bald einig den Kulturabend vorzeitig abzubrechen. Es wäre schade gewesen. Mit desto mehr und unterschiedlicheren Farben sich die Künstler bemalten, desto fantastischer wirkten die Masken.Zwar hatten wir für das eigentliche Theaterstück eine ausführliche Beschreibung, interessanter war aber die praktische Vorführung der einzelnen Gesten, da das Theaterstück ganz ohne Worte auskommt. Wenn wir auch nicht allen verstanden haben, so war die von Trommeln begleitete Pantomimik beeindruckend.
Zum Frühstück gab es diesmal doch etwas indischen. “Dao” dünner Brotfladen mit drei verschiedenen Soßen (Kichererbsen-Curry, Joghurt mit? und scharfe rote Soße.Um halb acht konnten wir dann unsere Räder in Empfang nehmen und es war alles bestens montiert. Sie wurden aber gleich wieder verladen, da unser Starpunkt etwas außerhalb von Kochin lag. Das war in Anbetracht des Verkehrs und des Straßenzustand keine schlechte Idee. Als es los ging viel mir erst auf, dass für uns drei Gäste drei Guides und zweiAutos mit Fahrer zur Verfügung stand! Eigentlich eine Snob-Tour.Die 45 km bis zum Tagesziel boten viel Natur auf Nebenstraßen aber auch starken Verkehr auf Hauptstraßen. Unsere Guide hatten uns mit “the street are very pampy” vorgewarnt.Wir wurden aber mit einem wunderbaren am Peryar River gelegenen Ressort belohnt. Entlang am Flussufer waren große Zelte aufgebaut die allen Komfort eines guten Hotels boten. Bewirtet mit köstlichem lokalem Essen wurden wir in einer großen frei stehenden Lobby umgeben von tropischen Grün. Leider hing am Tresen ein Schild “no alcohol”.Nachmittags wurden wir davon überzeugt doch noch eine Kanutour zu machen. Eigentlich kein Abenteuer auf dem ruhig dahinfließenden Fluss. Nur der Wasserspiegel war sehr niedrig, so dass wir, um dahin zu kommen erst einmal eine Rutsch- und Kletterpartie vor uns hatten. Es verlief aber alles glatt, so dass wir am Abend, das von unseren Guides besorgte Bier auf der Terrasse geniesen konnten.
Nach einem ausgiebigen Indischen Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Ghats. Was sich so einfach anhört war für uns dann aber 60 km Strecke die in 1260 Meter Seehöhe endete. Leider ging es nicht immer nur bergauf sondern auch mal abwärts, so dass wir dann insgesamt 1580 Meter hoch und 220 Meter runter zu bewältigen hatten. Mittags konnten wir einen tropischen Regenschauer gerade noch entkommen, das feuchte Ende kam aber noch. Mit etwas zu vollem Bauch, machten wir uns auf, die letzten 25 km, mit dem steilsten Teil der Strecke (bis zu 41%).Und es kam, wie wir es nicht wollten – die Wolken verschwanden, die Sonne bannte vom Himmel, die Straße dampfte und die Luftfeuchtigkeit stieg mit der Temperatur. Das Gefühl, dass die Strecke endlos steil ist nahm nach jeder Kurve zu da es, zumindest gefühlt, noch steiler weiter ging.Aber auch dies (Tour)tour hatte ein gutes Ende, als wir in unserem in einem großen tropischen Gewürzgarten gelegen Ressort ankamen. Nachdem wir uns einigermaßen erholt hatten, lies es sich der Betreiber des Ressorts nicht nehmen uns durch seinen Garten zu führen. Vom Kaffee über Vanille, Zimt, Kardamom und vielen mehr mussten wir schnuppern und probieren, so dass sich meine Zunge am Ende reichlich taub anfühlte. Bis zum Abendessen, vier verschiedene Currys, Reis und Fladenbrot, war wieder alles OK, so dass ich das Essen genießen konnte. Bei einem Bier, das uns unsere Guides besorgt hatten (die wenigsten Hotels in Kerala haben eine Alkoholkonzession) konnten wir den Nachthimmel mit den vielen Sternen bewundern.
Um an das Etappenziel für heute zu kommen, gab es 2 Varianten. Die einfache 25 km entlang der Hauptstraße nach Munnar. Die schwierigere, 45 km steile Strecke auf schlechter Straße durch schön gelegene Teeplantagen. Da mir die Strecke vom Vortag noch in den Knochen steckte, entschloss ich mich wie die Anderen auch für die einfachere Variante. Wobei einfach hier relativ zum Vortag zu nehmen war. Es ging noch einmal 460 Meter hoch und 260 Meter runter. Auf halber Strecke haben wir in einer kleinen Schule mit unserer Fragen “dürfen wir ein Foto manche” für reichlich Unruhe gesorgt. Nach fünf Minuten waren wir von Kindern umringt die sich fotografieren lassen wollten. Die Lehrer versuchten vergeblich eine Formation für ein Gruppenfoto zustande zu bringen. So habe ich mit meiner Polaroid Kamera einfach Fotos gemacht bis alle Kinder darauf waren.Die letzten vier Kilometer waren dann noch einmal eine richtige Herausforderung, die in einem in den Teeplantagen gelegenen Ressort endete. Nachmittags besuchten wir ein in der Nähe gelegenes Teemuseum. Es gab einen kurzen Film über die Geschichte des Teeanbaus seit 1876. Anschließend konnte man sich einige alte Schaustücken aus der Zeit der Engländer ansehen und an den alten Maschinen miterleben wie man Teeblätter verarbeitet. Am Ende gab es einen großen Verkaufsshop, der mit den fast ausschließlich indischen Touristen reichlich Umsatz machte.Um Geld zu tauschen und die Möglichkeit zu bekommen es gleich wieder auszugeben, machten wir auf dem Rückweg in einer in 1360 Meter Seehöhe gelegen Kleinstadt halt. Es gab viele kleine Läden, einen größeren Gemüse- und Obstmarkt und den üblichen chaotischen Verkehr aber nirgends war eine der “heiligen” Kühe zu sehen. Als es gegen sechs Uhr zu regnen anfing, brachen wir ab und fuhren zurück in unser Ressort.
Es war wie am Vortag auch am Morgen dieses Tages ziemlich frisch (16 Grad), so dass wir beim Frühstück auf der Terrasse ziemlich froren. Wie schon an den Vortagen ging es heftig rauf und runter wobei rauf Ende der “Lockhard Pass” war. Soweit das Auge reichte, alle Hügel sind mit Teepflanzen bedeckt und dazwischen die bunten Dörfer der Menschen die in den Plantagen arbeiteten. Da der Verdienst dieser Arbeiter sehr gering ist sahen wir oft alte Bewohner die auf kleine Kinder aufpassten.
der heutige Tag war die Königsetappe 92 km und 1560 m rauf und 2111 m runter. Zum Teil mit sehr steilen Abschnitten. War es beim Start in 1320 m-Seehöhe noch frisch kamen wir im Laufe des Tages ganz schön ins Schwitzen, da die Wolken immer neben der Sonne standen und der dichte Urwald nicht immer über die Straße reichte um Schatten zu spenden. Für das Mittagessen haben wir in Nedumkandam Halt gemacht.Da ich etwas früher angekommen war, wollte ich mir die Stadt ansehen. Ich kam aber nicht weit, denn ich wurde von einer Gruppe Schüler quasi eingefangen, die in der nächsten halben Stunde genau wissen wollten – woher, wohin, warum …Das Hotel in dass wir am Nachmittag kamen,war ein ruhig gelegener Gebäude aus Naturstein und viel Holz mit großen hellen Zimmern.
Mein Flieger startete zwar erst um 10:30. Meine besorgten Guides wollten aber schon um 05:00 Uhr aufbrechen, damit wir auch sicher die erforderlichen 3 Stunden vor Abflug am Flughafen sind. Habe ich zuerst nicht verstanden warum sie für die 95 km zum Flughafen so viel Fahrzeit eingeplant hatten, war mir schnell klar, dass bei den Straßen und den Wahnsinns Verkehr zwei Stunden das Minimum sind.Zwar wurden am Flughafen meine Papiere mindestens 10-mal kontrollier, trotzdem verlief die Abfertigung schnell und unbürokratisch. Der Flug von Kochin nach Dubai war mit dreieinhalb Stunden gefühlt kurz. Nach etwas mehr als 2 Stunden Zwischenstopp ging es mittags weiter nach Hamburg wo wir mit geringer Verspätung um 20:00 Uhr landeten.